Ostereier – von glücklichen Hühnern?


Sicherlich hat euch der Osterhase auch viele bunte Eier gebracht. Und dass diese nicht von glücklichen Hühnern, die den ganzen Tag auf der sattgrünen Wiese vor einem Bauernhof herumhüpfen, stammen, ist schätzungsweise auch allgemein bekannt.
Doch wo kommen unsere Eier wirklich her?

Die Industrie unterscheidet zunächst einmal zwischen Masthähnchen und Legehennen. Diese haben jeweils verschiedene genetische Voraussetzungen und werden unterschiedlich behandelt, sodass sie ihren jeweiligen Zweck besonders gewinnbringend erfüllen. Bei dem Züchten von Legehennen steht man nun jedoch vor einem Problem: Was tun mit dem männlichen Nachwuchs? Da Hähne bekanntermaßen keine Eier legen, sind sie für diese Branche unnütz. Resultat: In Deutschland werden jährlich um die 40 Millionen Hahnenküken vergast oder lebendig geschreddert.

Die Stallvorschriften der Freilandhaltung entsprechen zunächst denen der Bodenhaltung. Das heißt, es dürfen bis zu 6000 Tiere ohne räumliche Trennung zusammen gehalten werden. Zusätzlich muss es jedoch eine Auslauffläche geben, die mindestens so groß sein muss, dass sie von allen Legehennen zur gleichen Zeit genutzt werden kann.

Kurz und gut, der Vegetarierbund Deutschland hält es für „unwahrscheinlich, dass auf diese Weise tatsächlich alle Hühner in den Freilaufbereich gelangen können.“1

Nun, im Vergleich zur „Kleingruppenhaltung“(Nachfolger der mittlerweile in Deutschland verbotenen Käfighaltung), die einer Legehenne gerade mal 0,08m^2 zur Verfügung stellt, ist das in jedem Fall eine Verbesserung.

Das Problem: Eier sind nicht immer so offensichtlich wie die bunt gefärbten Exemplare in unseren Osterkörbchen.

Eier finden sich in zahlreichen Produkten: Kuchen, Gebäck, Süßspeisen, vegetarische Fleischersatz-Produkte, Nudeln, aber auch in Lebensmitteln, in denen man es nicht erwartet, wie Eis, Salatdressings oder Suppen.² Problematisch ist hierbei natürlich, dass man selten über die Herkunft der verwendeten Eier Bescheid weiß.

Was aber erwartet die weiblichen Küken? Natürlich lässt der Mensch auch hier keine Möglichkeit aus, noch mehr Profit aus den Tieren zu schlagen. Futter und Licht werden gezielt eingesetzt, um die innere Uhr der Tiere auszuschalten und sie somit zu zwingen, früher mit dem Eierlegen anzufangen.

Die Hennen sind etwa nach 16 bis 20 Wochen geschlechtsreif. Sie werden dann in möglichst dunkle Hallen verfrachtet, in denen sie nahezu den ganzen Tag im Dunklen sitzen. Zusätzlich erhalten sie sehr eiweißarmes Futter. So leben sie dann in etwa 2-3 Wochen, bis das Licht schließlich wieder angeschaltet wird, teilweise bis zu 20 Stunden am Tag, und sie extrem eiweißreiches Futter bekommen. Damit soll den Hühnern suggeriert werden „Hey, es ist Frühling, fang an Eier zu legen“, wobei sie mit letzterem dann auch sofort beginnen.

So kann der Farmer seine Tiere sogar zwingen, das ganze Jahr über Eier zu legen. Daher produzieren die Hennen auch in etwa 2-3 mal mehr Eier, als sie es auf natürliche Art und Weise tun würden.

Im 2. Jahr legen sie dann jedoch sehr viel weniger Eier, was das ganze unrentabel machen würde. Deshalb tötet man die Legehennen bereits nach einem Lebensjahr: Es ist profitabler, das ganze mit neuen, jungen Hennen zu starten.

„Aber ich kaufe immer nur Eier von frei laufenden Hühnern, denen geht es mit Sicherheit besser“

Nun, ob es frei laufenden Hühnern oder Hühnern auf Biohöfen tatsächlich gut geht, ist fragwürdig.

Für jeweils 500 Hühner müssen Zugangsöffnungen von insgesamt 100m Breite zur Verfügung stehen, wobei unter bestimmten Umständen eine Erhöhung auf 1000 Hühner möglich ist.

Insgesamt müssen einer Henne allerdings 4m^2 Freilauffläche zur Verfügung stehen, damit ihre Eier als „Freilandeier“ verkauft werden können. Diese Auslauffläche entspricht auch einer Henne, deren Eier im Supermarkt in den Bio-Verpackungen stecken. Hinzu kommen hierbei jedoch, dass maximal 3000 Hennen in einem Stall gehalten werden dürfen, wobei höchstens 6 Hennen auf einen Quadratmeter kommen dürfen. Das bedeutet, dass einer Henne ca. 0.167m^2 Lebensraum zur Verfügung stehen.

Aber ist es auch gut? Ein gutes, ein angemessenes Leben für ein Huhn(das im Übrigen nachweislich durchaus über kognitive Fähigkeiten verfügt)? Ist es ethisch vertretbar, Tiere nach ihren Funktionen zu züchten, zu manipulieren und nach einem Jahr zu schlachten, weil sie nicht mehr profitabel genug sind?

„Und jetzt? Nie wieder Eier essen? Nie wieder Rührei, Eierpfannkuchen, Frühstücksei?“

Was moralisch vertretbar ist und was nicht, ist letztendlich die persönliche Entscheidung eines jeden Menschen. Ich jedenfalls möchte keine Eier von Hühnern essen, die eng zusammengepfercht in ihren eigenen Ausscheidungen sitzen und sich aus Langeweile gegenseitig das Gefieder zerpicken.

Aber gänzlich auf Eier verzichten?

Und gibt es denn keine Möglichkeit, Eier von wirklich glücklichen Hühnern zu erhalten?

Der Frage, woher man ethisch vertretbare tierische Produkte herbekommt, sowie dem Testen von veganen Rezepten werden wir uns in den nächsten Wochen widmen.

Für den Inhalt dieses Beitrags ist Alena Weil verantwortlich und besitzt die Rechte daran.

Quelle: „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer
1: „Tiere essen“, Kiepenheuer und Witsch, 6. Auflage 210, S. 380
2: Hierzu ein vielleicht hilfreicher Link: http://das-ist-drin.de/glossar/specials/di

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16 Kommentare

  1. Ich lebe schon seit 10 Jahren vegetarisch, Milch und Eier esse ich kaum, dafür aber ne Menge Käse ;-)

    Ich kaufe einfach keine Eier beim Discounter, auch wenn Bio draufsteht. Mal ganz ehrlich, man muss schon ganz schön scheinheilig sein, wenn man sich eundert, dass diese 10 Cent Bio Eier garnicht wirklich Bio sind.

    In meinem Bioladen kann ich Eier einzeln kaufen und zahlen kaum mehr.

    LG
    Anke

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    1. Das finde ich super! :D

      Oh ja, viele Menschen kaufen sich einfach nur ein schönes Gewissen. Leider ist ihre Wunschvorstellung keine Realität :/

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  2. Im Grunde bleibt einem nichts anderes übrig, als Eier direkt von einem Bauern zu kaufen, bei dem man Einblick in die Hühnerhaltung bekommt oder sich selber Hühner anschaffen (kann ich nur empfehlen!). Nur dann kann man sich sicher sein, das man Eier von "glücklichen" Hühnern isst. Oder man isst einfach keine Eier, was ich mir persönlich aber garnicht vorstellen kann...

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    1. Die von Bauern schmecken auch viel, viel besser als die von Discounter :)

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  3. Super Blog!
    Hab mir auch schon oft Gedanken darüber gemacht. Kaufe meine Eier jetzt nur noch beim Bauernhof in unserem Dorf.
    Diese ganzen Discountpreise bei Lebensmitteln sind einfach nicht mehr normal!

    LG

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    1. Ja, geiz ist nicht immer geil :/ Schade nur, dass sich nicht viele Eier von Bauern leisten können bzw. wollen :/

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  4. Das Problem ist das auch Bioeier nicht immer Bio sind :( Ich esse keine Eier und muss mir deshalb keine Sorgen machen, aber wenn man ganz sicher sein möchte das es den Hühnern gut geht, sollte man sie vor Ort auf einem Bauernhof kaufen :)

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    1. Viele Eier 'verstecken' sich auch in Gerichten :) In Börek, in Brot, in Nudeln, etc. Hier ist es schwer darauf zu achten, wirklich gar keine Eier zu sich zu nehmen :)
      Aber jeder Schritt ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung :D

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  5. Also ich lebe vegan und entziehe mich diesem Problem auf diese Art, was nicht heissen soll das ich nicht darüber nachdenke! Allgemein mit der Lebensmittelschätzung läuft vor allem auch in Deutschland so einiges schief!
    Liebst E.

    http://mademoisellereveeveille.wordpress.com/

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    1. Das ist natürlich der beste Weg :) Wir sind leider noch nicht so weit. Aber wenn wir nicht mehr zu Hause wohnen, gibts keine Ausreden mehr, sich nciht vegan zu ernähren ;D

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  6. seit langem der beste text auf einem kochblog über das thema find ich! sehr informativ aber gar nicht trocken, dankeschön dafür :)

    ich ringe immer mit mir selber, klar tun mir die tiere leid und ich finde es furchtbar wie sie gehalten werden. Und trotzdem kann ich mich nicht dazudurchringen mich vegetarisch oder vergan zu ernähren. Finde es auch sehr bedenklich, dass sich das immer mehr zu einem trend für besserverdienende entwickelt...
    mein persönlicher kompromiss: weniger konsumieren und dafür an anderen stellen konsequent sein. ich kauf keine neuen klamotten mehr sondern nur noch second hand, wenn ich mich entscheiden muss (was natürlich niemand muss und nur eine ausrede für meine bequemlichkeit ist), sind mit dir arbeitsbedingungen unter denen menschen in fabriken leiden noch wichtiger.

    alles liebe!
    frollein europa

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    1. eine komplett vegane oder vegetarische Ernährung ist auch nicht nötig, wenn man darauf achtet, wo das Fleisch und die tierischen Produkte herkommen :)

      Die eistellung find ich auch super! Aber ich könnte das nicht machen :( mr gefällt die orstellung nicht, dass es jemand anders getragen hat.

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  7. super geschrieben!
    generell sehr toller Blog gefällt mir richtig gut

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  8. Ich denke wenn du dir 100% sicher sein möchtest das deine Eier von einem glücklichen Huhn kommen bleibt dir wahrscheinlich nichts anderes möglich als dir ein eigenes Huhn zu kaufen und zu pflegen. Da weißt du dann wenigstens das es ihm gut geht und kannst dein Frühstücksei vielleicht ein wenig mehr geniesen.
    Liebste Grüße!

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    1. Oder man kauft sie beim Bauern des Vertraunes :P

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